Hand mit Schutzhandschuh hält blauen Geigerzähler mit Messwert 0.11 vor gelbes Atomkraft-Symbol

© filin174/stock.adobe.com

Strahlenschutz: Wie sicher ist Ihr Zuhause?

Strahlenschutz im Bauwesen ist für die Gesundheit und Sicherheit der Bewohner essenziell. Lesen Sie weiter und erfahren Sie, wie effektiver Strahlenschutz realisiert werden kann und worauf speziell beim Neubau und in der Sanierung geachtet werden sollte.

Wie gut sind Sie in Ihrem Zuhause gegen Strahlung geschützt? Im Alltag scheint der Strahlenschutz in Österreich oft eine untergeordnete Rolle zu spielen. Tatsächlich ist es jedoch ein wichtiger Aspekt, der bereits in der Planungsphase eines Neubaus berücksichtigt werden muss. Denn: Strahlung umgibt uns täglich und vor allem in Regionen mit erhöhter Belastung ist es wichtig, adäquate Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Lesen Sie weiter und erfahren Sie, wie Sie sich und Ihre Familie effektiv vor Strahlung schützen können.

Was ist ionisierende Strahlung?

Ionisierende Strahlung umfasst Teilchen und Photonen, die ausreichend Energie besitzen, um Atome und Moleküle zu ionisieren, also Elektronen aus ihren Orbitalen zu entfernen. Diese Fähigkeit macht ionisierende Strahlung einerseits nützlich in der Medizin und Technik, führt andererseits aber auch zu potenziellen Gesundheitsrisiken wie Zellschädigung oder Krebserkrankungen. Quellen ionisierender Strahlung können sowohl natürlichen Ursprungs sein (wie Uran in der Erdkruste) als auch künstlich (wie Röntgengeräte oder Kernkraftwerke).

Was ist Radon und warum ist es gefährlich?

Radon ist ein radioaktives Edelgas, das aus dem Zerfall von Uran in der Erdkruste entsteht. Durch Spalten kann es aus dem Boden austreten und sogar in Gebäude eindringen, wo es mit den menschlichen Sinnen nicht wahrnehmbar ist, jedoch erheblichen Schaden anrichten kann. Denn: Die von Radon und seinen Zerfallsprodukten ausgehende Strahlung kann biologisches Gewebe schädigen und die DNA in menschlichen Zellen verändern, was zu einem erhöhten Risiko für Lungenkrebs führen kann, insbesondere bei langfristiger und hoher Exposition. Tatsächlich ist Radon in Österreich nach Rauchen die zweithäufigste Ursache für Lungenkrebs.

Wie wird Strahlenbelastung gemessen?

Die äußere Bestrahlung, der ein Mensch je nach Zeit und Ort in unterschiedlicher Höhe ausgesetzt ist, wird Gamma-Ortsdosisleistung genannt und in der Einheit Mikrosievert pro Stunde (µSv/h) angegeben. In Abhängigkeit vom Wohnort und Baustoffen kann die radioaktive Bestrahlung zwischen 1 und 10 Millisivert (mSv) pro Jahr schwanken. Im Durchschnitt beträgt die Strahlenbelastung in Österreich 4,5 mSv pro Jahr. Dieser Wert setzt sich aus natürlicher Strahlung, Radonbelastung aber auch zivilisatorischer Strahlung wie zum Beispiel durch medizinische Behandlung mit Röntgengeräten oder Computertomografien zusammen.

Wie gefährlich ist die Strahlenbelastung in Österreich?

In Österreich, wie auch in anderen Teilen der Welt, wird die Belastung durch ionisierende Strahlung sorgfältig überwacht, um sicherzustellen, dass die Exposition für die Bevölkerung so niedrig wie möglich gehalten wird. Allerdings weist Österreich aufgrund seiner geographischen und geologischen Beschaffenheit, insbesondere in Gebieten mit hohem Granitanteil in der Erdkruste, teilweise erhöhte Radonkonzentrationen auf. Auch Wildfleisch und Wildpilze können über dem Grenzwert liegen.

Die Gefährdung, die durch die Strahlenexposition in Österreich ausgeht, lässt sich nicht pauschal als „sicher“ oder „gefährlich“ einstufen, denn hier ist vor allem die Art und Dauer der Belastung ausschlaggebend. Die österreichische Bundesregierung und verschiedene Organisationen, wie das Bundesamt für Strahlenschutz, arbeiten eng zusammen, um die Strahlenbelastung in Österreich zu überwachen und zu regulieren, sowohl, um die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten, als auch, um gesundheitliche Risiken zu minimieren. Mehr Informationen finden Sie auf der Webseite des Bundesministeriums für Klimaschutz.

Welche Strahlenschutz-Baumaßnahmen gibt es?

Der Schutz vor ionisierender Strahlung ist ein wichtiger Aspekt des modernen Bauens und Wohnens, der zum Wohlbefinden und zur Sicherheit der Bewohner beiträgt. Durch den Einsatz spezieller Baustoffe, die Beratung durch Fachexperten und die Berücksichtigung natürlicher Gegebenheiten und Schutzstrategien lässt sich das Risiko einer Strahlenexposition minimieren. Ein bewusster Umgang mit dieser unsichtbaren Gefahr kann die Lebensqualität erheblich verbessern und langfristig zur Gesundheit aller Bewohner beitragen.

Welche Materialen eignen sich zum Strahlenschutz?

Bei der Errichtung neuer Gebäude oder der Sanierung bestehender Bauten lässt sich Strahlenschutz auf verschiedene Weise realisieren. Die Wahl der Materialien spielt hierbei eine essenzielle Rolle. Baustoffe wie spezieller Beton, Blei oder bleihaltige Materialien bieten effektiven Schutz, besonders in Bereichen, in denen mit hoher Strahlenexposition gerechnet werden muss.

Strahlenschutz-Beton

Strahlenschutz-Beton ist eine Mischung aus Zement und Zuschlagstoffen, die natürliche strahlenabsorbierende Eigenschaften besitzen, wie Barium und Schwermetalle. Der Einsatz dieses Materials eignet sich vor allem für Wände, Decken und Böden in medizinischen Einrichtungen oder industriellen Anlagen.

Bleiverkleidung

Bleifolien oder -platten können in Wänden, Türen und Fensterrahmen von Räumen mit hoher Strahlenexposition integriert werden. Trotz seiner Effektivität wird Blei aufgrund von Umwelt- und Gesundheitsrisiken zunehmend kritisch gesehen und sollte daher nur dort eingesetzt werden, wo keine alternativen Schutzmaßnahmen möglich sind.

Welche Baumaßnahmen schützen vor Radon?

Das Eindringen von Radon kann durch gründliche Baumaßnahmen verhindert werden. Eine grundlegende Methode ist die Abdichtung von Fundamenten und Bodenplatten, um den direkten Zugangsweg für Radon aus dem Erdreich ins Gebäudeinnere zu blockieren. Spezielle Radonsperrschichten und -membranen können hierbei zum Einsatz kommen. Zusätzlich ist eine angemessene Unterboden- und Raumventilation entscheidend, um Radonkonzentrationen unter den kritischen Grenzwert zu senken. In Gebieten mit bekannt hoher Radonbelastung können aktive Radonentlüftungssysteme installiert werden, die das Gas sicher aus dem Untergrund abführen, bevor es in die Wohnräume gelangt. Des Weiteren ist die sorgfältige Abdichtung von Durchdringungen in der Gebäudehülle, wie Rohrleitungen und Kabeldurchführungen, ein wichtiger Schritt, um radondichte Barrieren zu schaffen. Durch den Einsatz dieser Baumaßnahmen kann das Risiko einer Radonexposition signifikant reduziert und ein wichtiger Beitrag zum Gesundheitsschutz der Bewohner geleistet werden.

Worauf sollte man beim Strahlenschutz im Neubau achten?

Im Neubau nimmt der Strahlenschutz eine besonders wichtige Rolle ein, da die Planungs- und Bauphasen ideale Gelegenheiten bieten, präventive Maßnahmen gegen Strahlungsexposition zu implementieren. Von Beginn an können Architekten und Bauingenieure Strahlenschutzkonzepte in die Gestaltung und Konstruktion von Gebäuden einfließen lassen, um die Bewohner langfristig vor ionisierender Strahlung und Radon zu schützen. Dies umfasst sowohl Maßnahmen gegen natürliche Strahlungsquellen, Grundstücksuntersuchung und adäquate Lüftungssysteme, sowie den Schutz vor künstlichen Strahlungsquellen durch die Verwendung strahlungsabschirmender Baustoffe und eine kluge Raumaufteilung. Die frühzeitige Integration von Strahlenschutzmaßnahmen ist nicht nur kosteneffektiver, sondern auch effizienter im Hinblick auf den langfristigen Schutz der Gesundheit der Nutzer.

Welche Strahlenschutzmaßnahmen gibt es in der Sanierung?

Bei der Sanierung älterer Gebäude stellt der Strahlenschutz eine besondere Herausforderung dar und erfordert sorgfältige Planung. Eines der zentralen Themen ist das Management von Baumaterialien, die natürliche radioaktive Stoffe enthalten können, sowie die Berücksichtigung bestehender Strukturen, die unter Umständen nicht den modernen Strahlenschutzstandards entsprechen. Führen Sie daher bereits zu Beginn der Sanierungsarbeiten eine umfassende Bewertung der Strahlenbelastung durch, um potenzielle Risikoquellen zu identifizieren. Dazu kann es nötig sein, Messungen von Radonkonzentrationen und gegebenenfalls elektromagnetischen Feldern in Auftrag zu geben.

Abhängig von den Ergebnissen dieser Bewertungen sollten gezielte Maßnahmen zur Reduktion oder Abschirmung von Strahlung ergriffen werden. Dies kann die Installation von Radonbarrieren und -ventilationssystemen, den Einbau strahlungsabsorbierender Materialien oder die Umgestaltung von Raumnutzungskonzepten umfassen, um Aufenthaltsbereiche von bekannten Strahlungsquellen zu entfernen. Besondere Aufmerksamkeit sollte auch dem Erhalt historischer Bausubstanz unter Berücksichtigung des Strahlenschutzes gewidmet werden, um die kulturelle und architektonische Integrität des Gebäudes zu bewahren, während gleichzeitig ein sicherer und gesunder Wohn- oder Arbeitsraum geschaffen wird. Die Einbeziehung von Fachexperten für Strahlenschutz ist dabei unerlässlich, um eine effektive und den gesetzlichen Anforderungen entsprechende Sanierung sicherzustellen.

AutorIn:
Datum: 25.04.2024
Kompetenz: Sonstiges

Inspiration & Information abonnieren - mit dem wohnnet Newsletter

Weitere Artikel aus dem Channel Zivilschutz

Suzi/stock.adobe.com

Zivilschutz

Erdbeben in Österreich: Alle Fakten

Erdbeben sind in Österreich selten, aber nicht ausgeschlossen. Was die Statistik zu Häufigkeit und Gefahrenzonen ...

David Pereiras/stock.adobe.com

Zivilschutz

Zivilschutz: Was Sie wissen müssen, was Sie brauchen

Was gehört zum Zivilschutz? Wer ist dafür zuständig? Und wie verhalte ich mich im Katastrophenfall richtig? Wir ...

Jon Anders Wiken/stock.adobe.com

Zivilschutz

Strahlungsarten: Was ist natürlich, was ist gefährlich?

Laut Gesundheitsministerium beträgt die jährliche Strahlenexposition durch natürliche Strahlungsarten etwa 2,8 ...

Gina Sanders/stock.adobe.com

Zivilschutz

Persönliches Hochwasserrisiko: Onlinekarten & Tools

Befindet sich mein Baugrund oder meine Wunschimmobilie in einem Hochwassergebiet? Könnte auch bei uns daheim der ...

Shutterstock

Zivilschutz

Rauchmelder installieren - so machen Sie es richtig

Rauchmelder sind in den meisten österreichischen Bundesländern inzwischen Pflicht. Wie und wo sie installiert ...

blacksalmon/stock.adobe.com

Zivilschutz

Katastrophenwarnung via App

Sturm, Starkregen, Unwetter, Hagel, Hitzewelle, Hochwassergefahr – im digitalen Zeitalter warnt das Smartphone ...

Halfpoint/ Shutterstock

Zivilschutz

Rauch und Kohlenmonoxid: CO-Warnmelder retten Leben!

Die häufigste Brandursache in Österreichs Haushalten sind offenes Licht und Feuer. Dazu kommen zahlreiche Brände ...

© Matthias Buehner/stock.adobe.com

Zivilschutz

Brandschutztüren: Gesetzesvorgaben und Mängel

Kein Neubau ohne Brandschutztür. Nicht nur in Industrie und Gewerbe, auch in vielen Privatgebäuden sind je nach ...

FOTOKERSCHI/stock.adobe.com

Zivilschutz

Sicherheit im Brandfall: Ortsfeste Brandschutzeinrichtungen

Brandmelder, automatische Löschanlagen oder auch Rauchabzüge: Ortsfeste Brandschutzeinrichtungen verringern das ...