Ein weiß gestrichener Zaun aus Beton trennt Naturstraße und Wiese voneinander ab

Grundgrenze © Shutterstock

Falsche Grundstücksgrenze? So finden Sie es heraus!

Wer wissen will, wo die Grenze zum Nachbargrundstück genau verläuft, kann sich dabei nicht auf einen vorhandenen Weg oder Zaun verlassen. Auch der Blick ins Grundbuch reicht nicht aus. Wie Sie feststellen können, wo die Grenze verläuft, und wann neu ausgemessen werden muss.

In Österreich ist die Mehrheit der Grundstücke im Grundsteuerkataster erfasst. Dieser bildet zusammen mit dem Grundbuch das Eigentumssicherungssystem. Wie auch das Grundbuch ist der Kataster öffentlich zugänglich und wird von den Vermessungsämtern geführt. Diese dokumentieren Grenzen, Lage, Größe und Nutzung eines Grundstücks. Der Grenzverlauf im Grundsteuerkataster ist jedoch nicht rechtsverbindlich, das heißt, dass bei Grenz-Streitigkeiten das Gericht bemüht werden muss. Erst, wenn Grundstücke im neueren Grenzkataster erfasst sind, sind die Grundstücksgrenzen absolut verbindlich. Im Streitfall ist dann nicht das Gericht zuständig, sondern das Vermessungsamt.

Ist mein Grundstück im Grenzkataster eingetragen?

Ob Ihr Grundstück im Rechtskataster eingetragen ist, können Sie im Grundbuch oder in der digitalen Kastralmappe (DKM) nachsehen, in der alle Grundstücke in digitaler Form dargestellt sind. Grundstücke im Grenzkataster sind in der Katastralmappe an den strichliert unterstrichenen Grundstücksnummern erkennbar. Im Grundbuchsauszug steht neben der Grundstücksnummer der Buchstabe "G“.

Wer vermisst Grundstücke?

Ist der Grenzverlauf zwischen zwei Grundstücken nicht bekannt oder strittig, muss eine Grenzermittlung durchgeführt werden. Damit beauftragt wird ein staatlich befugter Ingenieurkonsulent für Vermessungswesen, auch Geometer genannt. Baufirmen, Baumeister oder technische Büros dürfen keine Grenzen vermessen. Kaufen Sie z. B. ein Baugrundstück, sollten Sie es im Zweifelsfall von einem Geometer genau vermessen lassen. Andernfalls kann es zu Streitigkeiten mit den zukünftigen Nachbarn kommen, z. B. weil der Abstand zur Nachbarsgrenze nicht eingehalten wurde.

Wie werden Grundstückgrenzen vermessen?

Zur Vermessung benötigt der Geometer die persönlichen Daten des Grundstückseigentümers (Namen, Adresse und Telefonnummer) und die genaue Bezeichnung des zu vermessenden Grundstücks (Katastralgemeinde, Grundstücksnummer oder Grundbuchs-Einlagezahl, bzw. die Grundstücksadresse). Wurden die Grenzpunkte bereits einmal vermessen, liegen in den meisten Fällen Urkunden beim zuständigen Vermessungsamt auf. Sie enthalten die Koordinaten der Grenzpunkte in cm-Genauigkeit. Mit Hilfe dieser Aufzeichnungen kann der Geometer die Grundstücksgrenze dann rekonstruieren. Stellt sich heraus, dass die Grenze in der Natur nicht mit jener in der digitalen Katastralmappe übereinstimmt, muss bei der Vermessungsbehörde eine Mappenberichtigung oder Qualitätsverbesserung beantragt und eine Vermessungsurkunde erstellt werden.

Wie viel kostet die Grenzvermessung?

Der Preis für eine Grenzvermessung liegt bei 1000 Euro und mehr. Er setzt sich zusammen aus dem Honorar für den Ingenieurkonsulenten und den Gebühren an das Vermessungsamt. Zudem sind die Kosten auch davon abhängig, ob das Grundstück schon einmal vermessen wurde und Urkunden vorliegen, ob das Grundstück leicht oder schwer zugänglich ist und ob es bebaut ist oder nicht.

Wie wird die Grenze wiederhergestellt?

Zur Grenzwiederherstellung findet eine Grenzverhandlung statt, zu der betroffene Grundstückseigentümer und Anrainer vom Ingenieurkonsulenten für Vermessungswesen eingeladen werden. Vor Ort werden die Grenzen zuerst ausgesteckt und beispielsweise mit Bolzen, Metallmarken, Nägel oder Steinen gekennzeichnet. Der Geometer vermisst die Grenzpunkte zentimetergenau, erstellt eine Vermessungsurkunde und reicht sie beim Vermessungsamt ein, das die Daten dann in den Grenzkataster überträgt. Im Regelfall stimmen alle Beteiligten dem neuen Grenzverlauf zu und bestätigen das mit ihrer Unterschrift. Der Ingenieurkonsulent fungiert dabei als "technischer Notar" und darf als solcher die Zustimmung beurkunden.

Wie kommt ein Grundstück in den Grenzkataster?

Wie oben beschrieben, werden nach einer erfolgreichen Grenzverhandlung die neu vermessenen Grenzpunkte in den Grenzkataster übertragen. Aber auch, wenn über den Grenzverlauf kein Streit besteht, können Sie als Eigentümer Ihr Grundstück in den Grenzkataster eintragen lassen. Dazu müssen Sie einen Antrag beim Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen stellen. Die Umwandlung vom Grundsteuer- in den Grenzkataster kostet einige hundert Euro. Aktuell sind nur rund 20 Prozent der Grundstücke in Österreich im Grenzkataster erfasst.

AutorIn:
Datum: 04.04.2024
Kompetenz: Bauplanung und Bauaufsicht

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