Was ist ein Zinshaus?
Jeder kennt wohl den Begriff, doch was ist ein Zinshaus eigentlich genau und warum sind Zinshäuser in Wien und anderen Städten eine beliebte Investition? Wir haben die Antworten.
Mit ihren gegliederten Fassaden und dem zeittypischen Dekor prägen Zinshäuser das Stadtbild Wiens. Aber nicht nur hier, auch in Linz, Graz oder Salzburg gibt es die Altbauten aus der Gründerzeit zwischen 1850 und 1910. Zu dieser Zeit wurde ein großer Teil der bestehenden Häuser aus dem 18. Jahrhundert mit Neubauten im Jugendstil oder im Stil des Historismus ersetzt - den heutigen Zinshäusern.
Was ist ein Zinshaus?
Zinshäuser sind im eigentlichen Wortsinn Mietshäuser mit mehreren Wohneinheiten, die langfristig vermietet werden. Zins bedeutet nichts anderes als "Miete". Der Wortbedeutung nach sind also nicht nur die vor 1945 errichteten Gebäude Zinshäuser, sondern auch sämtliche später errichteten Neubauten, in denen Wohnungen vermietet werden. Der Bestand an Zinshäusern ist somit hierzulande weitaus größer als angenommen. Nicht dazu zählen Genossenschaftswohnungen und geförderte Wohnungen.
Warum Zinshaus?
Besonders die Zinshäuser in Wien sind bei Investoren ein beliebtes Anlageobjekt. Interessant sind sie vor allem für gewerbliche oder institutionelle Käufer, für Stiftungen, Familiengesellschaften und wohlhabende Privatiers. Der Kauf einer solchen Immobilie zielt darauf ab, Geld langfristig anzulegen und eine möglichst hohe Rendite zu erwirtschaften. Lesen Sie hier mehr zu Vor- und Nachteilen von Vorsorgewohnungen.
Was kostet ein Zinshaus und wie viel bringt es ein?
Ausschlaggebend für den Wert eines Zinshauses sind Renditenhöhe, Lage, Größe, die Substanz und der Vermietungsgrad. Zur genauen Schätzung des Kaufpreises sollte ein Profi herangezogen werden. Als Kaufinteressent sollten Sie bedenken, dass eine Zinshaus-Sanierung teuer ist. Alleine für die häufig aufwändige Fassadensanierung müssen Sie mit 150 Euro pro Quadratmeter rechnen. Reparatur- und Instandhaltungsarbeiten können die laufenden Kosten in die Höhe treiben, die im Fall von gedeckelten Mietzinsen nicht so leicht wieder eingetrieben werden können.
Neues oder altes Zinshaus kaufen?
Häuser, die nach dem 30. Juni 1953 errichtet wurden, gelten als Neubau. In diesen "neuen“ Zinshäusern findet das Mietrechtsgesetz nur beschränkt Anwendung. Es gilt hier der Mietzins, der zwischen Vermieter und Mieter vereinbart wurde, eine Überprüfung durch die Behörde findet de facto nicht statt, erklärt Gerhard Hudej, konzessionierter Immobilientreuhänder und Zinshausexperte. Die Renditen bei Neubauten seien in der Regel höher als bei Gründerzeitobjekten, der Erhaltungsaufwand niedriger. Abstriche müssten Käufer bei der Optik machen - die Fassaden der neueren Gebäude sind zum Teil weniger prachtvoll. Abgesehen davon seien neuere Zinshäuser aber durchaus eine Überlegung wert. Für langfristig denkende Zinshausinvestoren haben vor allem Liegenschaften mit hohem Altmieteranteil Zukunftspotenzial: Hier bieten sich Möglichkeiten, das Ertragspotenzial der Liegenschaft zu steigern, wenn Altmieter ausscheiden und niemand in den Mietvertrag eintritt.
Was ist beim Denkmalschutz zu beachten?
Ältere Zinshäuser stehen häufig unter Denkmalschutz.Ob das Gebäude denkmalgeschützt ist oder nicht, lässt sich einfach über das Verzeichnis des Bundesdenkmalamts herausfinden. Es listet alle Objekte auf, die in Österreich denkmalgeschützt sind. Außerdem ist der Denkmalschutz von Gebäuden auch im Grundbuch vermerkt. Handelt es sich um ein denkmalgeschütztes Zinshaus, sind Besitzer verpflichtet, das Gebäude zu erhalten. Bauliche Veränderungen müssen von der Behörde zuerst bewilligt werden. Auf der anderen Seite gibt es auch Vorteile für Besitzer eines denkmalgeschützten Zinshauses, zum Beispiel steuerliche Entlastung sowie freie Mietzinsvereinbarungen, die sich nicht an den Richtwertmieten zu orientieren haben.